Motocross-Strecken erfreuen sich in Deutschland wachsender Beliebtheit. Was viele Betreiber und Sportbegeisterte jedoch nicht wissen: Der Bau und der Betrieb einer Motocross-Strecke unterliegen strengen immissionsschutzrechtlichen Regelungen und bedürfen einer behördlichen Genehmigung. Als Fachanwalt für Verwaltungsrecht möchte ich Ihnen im Folgenden einen Überblick über die Genehmigungsvoraussetzungen und die typischen Auflagen geben, die für den Betrieb solcher Anlagen gelten.
1. Genehmigungspflicht nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)
Motocross-Strecken gelten rechtlich als Anlagen im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG). Gemäß § 4 BImSchG bedürfen alle Anlagen, die erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt oder die Nachbarschaft haben können, einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung. Dazu gehören insbesondere auch Sport- und Freizeitanlagen, die Lärm, Staub und Abgase verursachen können.
Die Erforderlichkeit einer Genehmigung ergibt sich aus der Tatsache, dass Motocross-Strecken nicht nur den Boden beanspruchen, sondern auch durch den Lärm der Motorräder und die aufgewirbelten Staubpartikel die Nachbarschaft und die Umwelt belasten können. Ziel des Genehmigungsverfahrens ist es, sicherzustellen, dass die Immissionen, die von der Anlage ausgehen, erträglich bleiben und die Grenzwerte der jeweiligen Immissionsrichtlinien eingehalten werden.
2. Typische Auflagen in der Genehmigung
Im Rahmen der Genehmigung für eine Motocross-Strecke können unterschiedliche Auflagen zum Schutz der Anwohner, der Umwelt und der Verkehrssicherheit erteilt werden. Zu den gängigen Auflagen gehören:
- Lärmschutzmaßnahmen:
Eine der häufigsten Auflagen betrifft den Lärmschutz. Hier werden in der Regel konkrete Betriebszeiten für die Nutzung der Motocross-Strecke festgelegt, um insbesondere die Lärmbelastung in den Ruhezeiten (etwa an Sonntagen oder in den Abendstunden) zu reduzieren. Die Einhaltung bestimmter Lärmgrenzwerte (in Dezibel) wird dabei ebenfalls vorgeschrieben, um sicherzustellen, dass die zulässigen Schallpegel nicht überschritten werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft die Motocross-Motorräder mit Elektromotor durchsetzen werden. So hat im Jahr 2023 Honda bereits einen Prototypen bei einem Wettbewerb in Japan getestet und auch KTM ist mit einem Prototypen beim Testen. Dann werden die Geräuschbelastungen für die Umgebung erheblich reduziert.
- Staubvermeidung und Bodenbelastung:
Motocross-Strecken erzeugen durch den Betrieb erhebliche Staubemissionen. Um die Belastung für Anwohner und die Umwelt zu minimieren, kann die Auflage erteilt werden, regelmäßige Bewässerungsmaßnahmen auf der Strecke durchzuführen. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Bodenerosion oder zum Schutz angrenzender Gebiete vor Abtragungen erforderlich.
- Betriebszeiten und Veranstaltungskalender:
Üblicherweise wird der Betriebszeitraum genau festgelegt. Neben den regelmäßigen Trainingszeiten können besondere Regelungen für Wettkämpfe oder Veranstaltungen erlassen werden. Die Gesamtzahl der Veranstaltungstage kann ebenfalls limitiert werden, um die Belastung der Umgebung zu begrenzen.
- Schutz von Flora und Fauna:
Wenn sich die Motocross-Strecke in der Nähe von schutzwürdigen Naturräumen befindet, können zusätzliche Auflagen zum Schutz der Tierwelt und des natürlichen Lebensraums erlassen werden. Hierzu zählen etwa Vorgaben zur Vermeidung von Fahrten in besonders sensiblen Zeiten, wie der Brutzeit.
- Verkehrslenkung und Sicherheitsvorkehrungen:
Da Motocross-Strecken auch zusätzlichen Verkehr anziehen, können Verkehrssicherungsmaßnahmen wie Parkplatzregelungen, Verkehrslenkungspläne und Zufahrtsregelungen notwendig sein. Diese sollen sicherstellen, dass der zusätzliche Verkehr keine unzumutbaren Belastungen für die Anwohner darstellt und die Sicherheit im Straßenverkehr gewährleistet bleibt.
3. Ein unerkannter Gewinn für den Naturschutz
Nach meiner Erfahrung bieten Motocross-Strecken aufgrund ihrer begrenzten und festgelegten Betriebszeiten einen erheblichen ökologischen Nutzen. Die festen Zeiten gewöhnen die wild lebenden Tiere an die menschlichen Aktivitäten, sodass diese außerhalb der Betriebszeiten ein geschütztes Territorium vorfinden, das frei von Störungen ist. In der Praxis zeigt sich oft, dass Motocross-Strecken zu regelrechten Biotopen für zahlreiche Tierarten werden. Hier entstehen geschützte Rückzugsorte, die insbesondere in Regionen mit stark genutzten Agrarflächen eine wertvolle Ergänzung darstellen.
Motocross-Strecken schaffen daher nicht nur Platz für sportliche Aktivitäten, sondern leisten gleichzeitig auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Diese positiven Nebeneffekte sollten nicht außer Acht gelassen werden und sind ein starkes Argument, um auch die naturbegeisterte Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit solcher Anlagen zu überzeugen.
4. Fazit: Planung und Genehmigung professionell begleiten lassen
Für Betreiber einer Motocross-Strecke ist es essenziell, sich frühzeitig über die genehmigungsrechtlichen Anforderungen zu informieren. Eine sorgfältige Planung und die professionelle Begleitung durch einen Fachanwalt für Verwaltungsrecht können hier den entscheidenden Unterschied machen, um kostspielige Verzögerungen oder Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
Sollten Sie Unterstützung bei der Planung und Genehmigung einer Motocross-Strecke benötigen oder Fragen zu den rechtlichen Anforderungen haben, stehe ich Ihnen als kompetenter Ansprechpartner gerne zur Verfügung. Gemeinsam stellen wir sicher, dass Ihre Anlage rechtlich einwandfrei genehmigt wird und alle notwendigen Schutzmaßnahmen für Anwohner und Umwelt eingehalten werden.