Vertragsverhandlungen im Motorsport

In der Öffentlichkeit und in den Medien wird oftmals das Bild gezeichnet, dass Motorsportler mehrere hunderttausend Euro bis hin zu Millionenbeträgen pro Jahr von ihren Rennställen und Teams erhalten. Die Realität hinter diesen Zahlen ist jedoch weitaus weniger glamourös, als es den Anschein hat.

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Ein entscheidender Unterschied zwischen Motorsportlern und Fußballspielern beispielsweise, liegt in der vertraglichen Grundlage ihrer Tätigkeit. Während Fußballprofis in der Regel als Angestellte ihres Vereins beschäftigt sind und ein festes Gehalt als Arbeitslohn erhalten, sind Motorsportler, selbst wenn sie einem Team angehören, nahezu ausnahmslos als selbstständige Gewerbetreibende tätig.

Dies hat weitreichende Folgen:

Sie müssen ihre Einnahmen eigenständig versteuern, Sozialabgaben leisten, sich selbst um Kranken- und Rentenversicherungen kümmern und die wirtschaftlichen Risiken ihrer Karriere in vollem Umfang tragen.


Volles Risiko:

Ein besonders kritischer Punkt in vielen Fahrer-Verträgen ist dabei die Regelung zu krankheits- oder verletzungsbedingten Ausfällen. Nahezu ausnahmslos enthalten diese Verträge Klauseln, die vorsehen, dass ein Fahrer für jedes verpasste Rennen eine anteilige Kürzung seines Jahresgehalts hinnehmen muss. Sollte er mehr als sechs Rennen aussetzen, verliert er in der Regel seinen gesamten Jahresverdienst. Dabei wird nicht berücksichtigt, aus welchen Gründen der Fahrer nicht antreten kann. Selbst wenn er sich für sein Team besonders aufopfert, sein eigenes Risiko erhöht, um maximalen Erfolg zu erzielen, und infolgedessen durch einen Sturz verletzt ausfällt, kann er keinerlei weitere Zahlungen erwarten. Dieses System verlagert das volle finanzielle Risiko auf den Fahrer, während das Team von seinen Erfolgen profitiert, ohne sich an den damit verbundenen Risiken zu beteiligen.


Wegfallende Einnahmequellen:

Besonders hat sich im Motocross-Sport in den letzten Jahren auch eine problematische Entwicklung abgezeichnet: In der Motocross-Weltmeisterschaft werden seit Jahren keine Preisgelder mehr von den Veranstaltern der Rennen ausgeschüttet. Diese ehemals bedeutende Einnahmequelle ist somit für viele Fahrer versiegt. Die einzige finanzielle Absicherung ist das, was in den Verträgen mit den Teams vereinbart wird – und diese Verträge enthalten oft Klauseln, die für die Fahrer erhebliche Risiken bergen.


Hoher Kostenaufwand:

Ein weiterer Aspekt, der in der öffentlichen Wahrnehmung oft verkannt wird, ist die tatsächliche Verwendung der kolportierten hohen Gagen. Die vertraglich vereinbarte Jahresgage, die in den Medien kursiert, stellt in den meisten Fällen den Bruttobetrag dar. Doch von diesem Betrag muss der Fahrer sämtliche Kosten, die mit dem Rennbetrieb verbunden sind, selbst tragen. Dazu zählen nicht nur Steuern, Sozialabgaben und Versicherungen, sondern auch erhebliche Ausgaben für die Teilnahme an den Rennen: Anreisekosten, Unterkunft, Verpflegung, Trainingskosten sowie die Finanzierung des eigenen Betreuerstabes. Letztendlich bleibt von den vermeintlich hohen Summen oft nur ein Bruchteil übrig.


Besondere Anforderungen an die Vertragsprüfung:

Diese Gegebenheiten zeigen, dass Motorsportler – insbesondere im Motocross – unter wirtschaftlich harten Bedingungen arbeiten. Während ihre Leistungen in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit Spitzensportlern aus anderen Disziplinen verglichen werden, fehlt ihnen die finanzielle Absicherung, die andere Profisportler durch feste Arbeitsverträge genießen. Die Vertragsverhandlungen mit Teams sollten daher mit besonderer Sorgfalt und unter Berücksichtigung der langfristigen Risiken geführt werden. Eine genaue Prüfung der Vertragsklauseln ist essenziell, um finanzielle Fallstricke zu vermeiden und die eigene Karriere nachhaltig abzusichern.